RBeX - Die alte Community

Bei meinem Neffen steht ja bald der Übertritt an und da es ein bissi schwieriger ist mit ihm wurde meiner Schwester nun vom Direktor unserer alten Schule geraten ihn in eine Waldorf Schule zu geben.
Was witzigerweise mir meine Eltern als schwierige Entscheidung für meine Schwester verkauft haben, scheint eher eine schwierige Entscheidung für sie selbst (bes. für meinen Vater) zu sein. 
Mein Neffe hat zwar schon angekündigt Matura machen zu wollen, aber das geht ja auch mit Waldorf Ausbildung - wurde ihm auch schon gesagt. Er braucht vermutlich eine andere Förderung um nicht vollständig frustriert zu werden - während er natürlich gleichzeitig lernen muss, mit diesem ganzen Stress rund um ihn herum (zB viele Leute, die durcheinander sprechen, oder auch die vielen lauten Kinder im Turnsaal) umzugehen... aber man muss ihn nicht mit allem gleichzeitig konfrontieren und es scheint so, als könne er im "normalen" System nicht so behandelt werden, wie er es bräuchte. 
mein Bruder hat recht schnell ganz pragmatisch erkannt, dass man das macht, was die Lehrer wollen und sich seinen Teil einfach denkt (oder ggf. auch die Lehrer korrigiert, wie ers in der Wahrscheinlichkeitsrechnung gemacht hat) aber es nicht weiter an sich heran zu lassen. Mein Neffe sieht gewisse Arbeitsaufträge dann überhaupt nicht ein. Weil sie für ihn keinen Sinn ergeben - nicht weil er zu dumm ist, sondern weil er 10 Schritte weiter denkt. (das aktuellste Beispiel: in Musik sagt die Lehrerin, sie sollen "ein Lied komponieren". Es handelt sich um die VS (ich überlege gerade wieder ob 3. oder 4...bin gerade nicht sicher)! sie meinte also vermutlich, sie sollen ein paar Noten schreiben. Er hat sich geweigert, weil er sicher nicht in dieser kurzen Zeit "ein Lied komponieren wird" weil er weiß, dass eine Komposition (was er ja auch schon gemacht hat... natürlich ganz im einfachen Stil, er ist ja kein Mozart) länger Zeit braucht. Er kanns dann aber nicht abstrahieren "naja, dann schreib ich halt ein paar Noten hin, ist doch egal, die anderen haben grad zum ersten mal gesehen, wie Noten aussehen, da ists doch wurscht" in der Art, sondern nimmt es wortwörtlich. (er hat auch mal ganz schnell Bilder angemalt, weil darüber stand, man solle alle Bücher (oder wasauchimmer) gleich anmalen - gemeint war die gleiche Farbe, er hats zeitlich gelesen. *ggg* find ich eigentlich schon wieder genial)

Obwohl ich glaub, meine Schwester macht auch eein bissi zu viel Gschisti Gschasti mit meinem Neffen, so seh ich doch, dass er entweder ganz frustriert endet oder irgendwann komplett aggressiv wird. 

Ich denk, ein offeneres Lernfeld könnte ihm da schon helfen, nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen zu müssen....

Wenn es diese Möglichkeit gibt, finde ich es eine tolle Chance wenns zum Kind passt.   Ich wäre außerhalb vom Regelschulsystem für meine Kinder auch glücklicher, aus unterschiedlichen Gründen. Aber was soll man tun, das Angebot ist eher dünn und v.a. nix für Leute mit geringem Einkommen.

Wir waren während des Studiums einen Tag an der Rudolf-Steiner-Schule (weiß aber nicht mehr, welche in Wien es war) und es hat mir gut gefallen. Aber ich wusste damals schon, dass ich mir das niemals leisten können werde. 
Hab grad nachgesehen, die eine kostet im Schnitt circa 13% des Nettoeinkommens, für 2 Kinder 19%.
Die andere kostet um die 500€/Monat. Ohne Essen, das kostet noch mal 84€.

Das klingt arg, da sitzen also viele untragbare Lehrer mit vielen untragbaren Schülern zusammen... Ein paar Untragbare gibt's auf beiden Seiten eh überall, aber im Gleichgewicht zu "normalen" geht's ja noch...

Ich fand die Schule auch interessant, ich find auch die Ansätze gut, aber momentan hab ich Klassen, wo alles, was sie nicht kennen, gar nicht funktioniert und ich bei größtenteils 15-16jährigen, die wahrscheinlich schon die Tage bis zum Zeugnis zählen, gar nicht damit anfangen bräucht.