Autor Thema: Das ewige Leid mit den Eltern  (Gelesen 2053 mal)

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Offline dinky

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Das ewige Leid mit den Eltern
« am: 26-02-2010, 16:48:02 »

Ich hatte schon immer meine "Schwierigkeiten" mit den Eltern. Während sich mein Vater kaum für mein Leben interessierte und es ihm lediglich ein persönliches -weil selbstverständliches- Anliegen war, dass ich genauso perfekt, beruflich angesehen, etc wie er werde, war meine Mutter schon immer diejenige, die mich überbehütet hat ... jedoch eher im negativem Sinne. Sprich sie musste sich ins Leben ihrer Kinder (habe noch einen 20jährigen Bruder) einmischen, dieses kontrollieren, weil sie selber nicht viel in ihrem Leben hat (keine Freunde, keine Hobbies, etc.).
Das Verhältnis zu ihnen war also immer eher kühl, ich habs nicht geschafft mich mit ihnen zu verständigen. Mein Vater hat von Gefühlen keine Ahnung und von meiner Mutter habe ich immer nur Vorwürfe gehört, wenn ich ihr mal mein Herz ausgeschüttet habe.
Die verzweifelten Hilfeschreie in meiner Jugendzeit haben sie leider falsch interpretiert oder nicht gesehen. Obwohl ich irgendwie mit ihnen abgeschlossen habe in dem Sinne, dass ich nicht mehr daran glaube, dass sich etwas bessert, schimmert in mir leider immer noch der kleine Funke Hoffnung, ich könnte eines Tages die Anerkennung und Liebe von ihnen bekommen, die ich nie bekam.

Ich bin bereits letzten Juni nach einem Mordsstreit mit meiner Mutter von zu Hause ausgezogen und wohne bei meinem Freund (bzw. dessen Eltern). Ich spreche seit Sommer wieder relativ normal mit meinen Eltern, obwohl wir das von damals nie ausgesprochen haben.
Der Kontakt sieht seit dem so aus, dass wir 1-2Mal die Woche telefonieren, wo meine Mutter das übliche Kontrollfragenpaket abarbeitet und mein Freund und ich ca. jedes Wochenende zu ihnen essen fahren.

Ich bin mittlerweile 24, habe brav die Schule gemacht, Jus studiert und bis vor kurzem noch in einer Anwaltskanzlei gearbeitet. Nun bin ich seit Feber arbeitslos.
Die Situation schafft mich auch alleine ganz schön, nur mischen sich nun auch wieder meine Eltern total ein. Mein Mutter ist nur negativ eingestellt, sagt zu mir, ich werde vor Weihnachten eh keine Arbeit bekommen, behauptet ich sitze nur herum und wahrscheinlich wäre ich auch selber dafür verantwortlich, dass ichs im letzten Job verschissen hab. Während sich mein Vater wie oben erwähnt sonst nie wirklich für mich interessiert hat, mischt sogar der sich immens ein (ist ja immer sein "Business" sozusagen) und ruft mich ständig an, will mein Dienstzeugnis sehen und meine Bewerbungen, fragt wie viele ich schon geschrieben hab, etc.
Es dreht sich eigentlich alles nur noch im das, ich werde eigentlich nichts anderes mehr gefragt und das zerrt total an meinen Nerven (ich heule fast jeden Tag).

Eigentlich will ich sie garnicht mehr sehen, zumindest nicht so oft. Sogar mein Freund der eigentlich ein sehr selbstbewusster Typ ist hat gemeint, ihn interessieren die Sonntagsessen nicht mehr, wenns immer nur ums eine Thema geht.
Das Problem an der Sache ist, ich weiß nicht wie ich weiter vorgehen soll. Mir wurde vorgeschlagen, ich solle den Kontakt minimieren. Nur wie soll das gehen? Ich werde trotzdem jede Woche angerufen ob wir eh wieder essen kommen. Soll ich mir da immer eine Ausrede einfallen lassen? Mir fällts einfach wahnsinnig schwer die Wahrheit zu sagen, nämlich dass ich momentan nicht will. Ich bin nämlich sowieso schon lange als die bösartige, sture Tochter abgestempelt worden. Wenn ich meiner Mutter das sage, dann rastet sie komplett aus (sie hasst sowieso Gott und die Welt und vermutlich wären wieder alle anderen dran schuld, nur nicht sie). Meinem Vater würde ich das niemals sagen trauen ... vor dem hab ich einfach einen heiden Respekt, um nicht zu sagen Angst. Erst heute hat er mich angerufen und quasi ganz diplomatisch damit gedroht, wenn ich nicht mal wieder vorbeischaue, dann würde ER zu MIR kommen. Ich habe also das Gefühl, ich komme ihnen nicht aus ... und mich zerstört diese Situation einfach nur mehr!

Ich weiß nicht, vielleicht hat ja jemand von euch einen Rat dazu oder hat ein ähnlich seltsames Verhältnis zu seinen Eltern!?

Offline wuschelengel

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #1 am: 26-02-2010, 17:05:52 »
Das klingt wirklich sehr schwierig. Ich fürchte, ich kann nicht wirklich mit Erfahrungen dienen.

Zu den Sonntagsessen: Wenns mit der Wahrheit nicht geht, weil die dich nicht weiterbringen würd, tät ichs wirklich mal mit Ausreden probieren. Also "diese WE können wir nicht, weil wir zu einer Verstaltung gehen" und das WE drauf seid ihr schon woanders eingeladen und den Kontakt so mal reduzieren.

Falls du von deinen Eltern nicht mehr abhängig bist, dann kannst du den Kontakt eigentlich eh ganz so lenken, wies dir passt.
Die Drohungen deines Vaters sind wohl eh nur Druckmittel aus Verzweiflung.
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Offline dinky

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #2 am: 26-02-2010, 17:12:14 »
Nun ja, ich weiß nicht ob ich mehr Angst vor der Lüge oder der Wahrheit habe. Denn ich bin leider keine sehr gute Schauspielerin. Wenn ich jede Woche dem Druck ausgesetzt bin mir neue Ausreden auszudenken, zerbreche ich mit der Zeit auch daran. Außerdem wird bei meinen Eltern nichts einfach so besser. Dann steht halt mal einer von denen vor der Tür und fragt mich, wieso ich so ein böses Kind bin oder ich bekomme von meiner Oma eine Strafpredigt, weil diese hinterrucks was mitbekommen hat. Ich entfliehe der Situation also auf Dauer auch mit Ausreden nicht.

Offline wuschelengel

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #3 am: 26-02-2010, 17:22:52 »
Und wenn du das Problem beim nächsten Essen einfach (mit deinem Freund als Rückendeckung) ansprichst?

Was konkret wäre denn eine Lösung in deinem Sinne? Falls sie sich einsichtig zeigen sollten, was würdest du dir wünschen?
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Offline dinky

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #4 am: 26-02-2010, 17:26:43 »
Eine Möglichkeit wäre es, aber dafür bräuchte ich viel Mut!
Das Wort Einsicht und meine Eltern in einem Satz widerspricht sich ziemlich. Ich könnte mir vorstellen, sie wären sehr enttäuscht und speziell mein Vater hätte für ihn wieder die Bestätigung wie "unreif" (eins seiner Lieblingswörter) ich bin, denn sie wollen mir ja nur helfen und ich verstehe alles falsch.
Deswegen sehe ich als einzige Möglichkeit nach so einem Gespräch, dass alle mal eine Weile sauer sind und ich nach einiger Zeit von diversen Leuten (eben zB meine Oma oder mein Vater) gequält werde, ich solle mich wieder entschuldigen. Denn es wird einfach nicht akzeptiert werden, dass ich mehr Abstand und Freiraum brauche. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Denn wir sind ja eine Familie und wenns sein muss auch nur unter Zwang, aber Hauptsache wir sind es ...  :'(

Offline wuschelengel

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #5 am: 26-02-2010, 17:36:31 »
Vielleicht kanns nach einer Weile Funkstille ja auch wieder Annäherung geben. Wenn du in der Zwischenzeit unter Umständen schon eine neue Arbeit findest, dann fällt dieser Streitpunkt auch weg. Obwohl es ihnen meiner Meinung nach da auch nicht zusteht, sich so massiv einzumischen, aber ich denke dahingehend bei ihnen zu argumentieren wäre völlig zwecklos.
Du kannst dir nur überlegen, in welcher Weise du Kontakt mit deinen Eltern erstrebenswert findest und dann versuchen, es so hinzukriegen.

Ich würde v.a. zum Thema Bewerbungen usw. echt keine Infos mehr rausrücken. Das geht ja wirklich nicht.
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Offline lara_ela

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #6 am: 26-02-2010, 18:32:26 »
nein, keine Ausrede einfallen lassen, sondern sagen: "nein, wir werden am Sonntag nicht essen kommen. es geht sowieso immer nur darum, dass ich gerade keinen Job habe und darauf habe ich (ich sage deshalb "ich", damit irgendwie der Freund nicht mit reingezogen wird, aber du kannst auch gerne sagen "wir") keine Lust. fertig.
ja ich weiß, dass das schwerer ist, als es zuerst klingt. und ich hab auch Probleme mit meinen Eltern gehabt. habe allerdings nie so viel mit ihnen zu tun gehabt wie du (ich hab, seit ich von daheim ausgezogen bin, niemals jede Woche mit ihnen telefoniert. außer jetzt wo mein Vater krank war... eh was anderes).

ich habe zum Beispiel, als es bei mir daheim nur noch das leidige Thema Diplomarbeit gab, irgendwann gesagt: ich möchte darüber nicht reden, es schafft mich schon selbst genug.
und es war wirklich erstaunlich, wie das eingeschlagen hat. es wurde akzeptiert! ich hab meine Diplomarbeit geschrieben und ihnen eine zu Weihnachten geschenkt.

es ist total wichtig, dass man sich da mal auf die Füße stellt. vor allem, wenn du wirklich mal NEIN sagst und dabei auch noch erklärst WARUM das so ist, dann werden sie vielleicht nachdenken. und wenn nicht, dann hast du dennoch einen Schritt gemacht, der dich weiter bringt in Richtung Unabhängigkeit.
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Offline dinky

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #7 am: 27-02-2010, 13:10:57 »
Als ich das mit einer Diplomarbeit gelesen habe, ist mir ein Schmunzler ausgekommen  ^-^
Das kommt mir nämlich äußerst bekannt vor. Speziell bei meiner Mutter ist es ja leider so, dass sie auf solche Themen richtig wartet, denn ohne sowas wüsste sie garnicht, was sie mit mir reden sollte. Also sie würd mich niemals eingehender fragen wies mir geht oder was bezüglich meines Freundes.

Ich werd das morgen einfach auf mich zukommen lassen. Ich geb ihnen sozusagen eine letzte Chance. Werde das auch mit meinem Freund gut vorher absprechen. Sprich, wenn sie davon zu reden beginnen, ich ihnen sage dass ich das nicht möchte und sie nicht oder negativ drauf  reagieren, dann werden wir einfach gehen bzw. werde ich sie darauf hinweisen, dass wenn sie kein andres Thema finden, sie sich bei mir auch nicht melden brauchen.

Offline dinky

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #8 am: 28-02-2010, 21:07:54 »
Hm ... das Essen heute (bzw. eigentlich das ganze Wochenende) könnte unter dem Titel "Manche Dinge ändern sich eben nie" laufen. Es ist logischerweise - ganz sachte sozusagen - das Bewerbungsthema wieder aufgekommen. Ich hab wie immer genickt und alles geschluckt. Es war zwar nicht total schlimm, aber es hat sich eben nichts geändert und ich hab ihnen wieder mal meine Meinung NICHT gesagt.
Kaum bin ich dort draußen hab ich gerade gesehen, hat mir meine Mutter, die sonst mit email Null aufn Hut hat, mir 2 emails mit Links geschickt hat bezüglich Job und Weiterbildung ... ich werd also nie meine Ruhe haben :-(.

Offline lara_ela

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Re: Das ewige Leid mit den Eltern
« Antwort #9 am: 28-02-2010, 21:20:06 »
natürlich nicht. du sagst ja auch nichts. und zusätzlich: sie werden deine Eltern bleiben *G*. aber trotzdem: wieso hast du nichts gesagt? wieso schluckst du alles? und gegangen bist du auch nicht! du musst ein Zeichen setzen. einfach so werden sie sicherlich nciht aufhören.

und wenn du dir schwer tust, beim Tisch irgendwas zu sagen, dann machs eben dann per Telefon, wenns wieder um dieses Essen geht. da hast du nicht die Blicke dabei und kannst dich vorbereiten.
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