Ich habe bisher 3 Großeltern verloren (der 4 starb schon vor meiner Geburt).
Schlimm war es bei meinem Opa. Da war ich noch nicht mal 10 Jahre alt und er war eine meiner engsten Bezugspersonen. Das habe ich sehr schlecht verkraftet, war körperlich oft krank, und wenn ich heute Bilder von ihm anschau, tut's mir noch immer weh, dass ich ihn nicht länger kennen durfte. Ich bin mir aber auch bewusst, dass ich ihn dadurch, dass ich ihn so früh verloren hab, idealisiere.
Die beiden Omas starben beide erst vor kurzem und waren davor lange krank. Mit der einen hatte ich in den letzten Jahren keinen Kontakt mehr, mit der anderen schon, doch die war geistig nicht mehr da. Es klingt arg, aber dadurch kommt einem der entgültige Verlust dann nicht mehr so schlimm vor - denn für mich waren beide vorher schon "weg".
Ein vierbeiniges Familienmitglied haben wir auch schon verloren (Hund). Das hat mich sehr mitgenommen, vor allem weil es meiner Schwester das Herz gebrochen hat. An ihn denke ich noch sehr oft und kann's nicht glauben, dass er nicht mehr da ist.
Ein Verwandter, mit dem ich nur wenig zu tun hatte, hat Selbstmord begangen. Das war auch sehr schlimm. Nicht wegen meiner persönlichen Beziehung zu ihm, aber weil es einfach unerwartet und auch total schade ist, wenn sowas passiert. Er war Lehrer/Direktor an einer Schule und beim Begräbnis waren so unglaublich viele Leute, und so viele junge Leute, die alle um ihn geweint haben. Das war extrem schlimm. So viel Trauer in einem Raum. Und auch der Gedanke, dass er so vielen Leuten etwas bedeutet hat und trotzdem keinen Sinn mehr in seinem Leben sah.
Generell find ich, Trauerarbeit ist eine der individuellsten Sachen überhaupt. Und sie ist wohl niemals ganz abgeschlossen, wenn einem ein Familienmitglied viel bedeutet hat. Das finde ich auch ok. Also dass man auch nach Jahren bei bestimmten Anlässen oder plötzlich auftauchenden Gedanken traurig wird und um jemanden weint, auch wenn der Kopf schon lange verstanden hat, dass derjenige weg ist und der Alltag ganz normal weitergeht.
Beim Weitermachen und Nach-vorne-Schauen hilft die Zeit (so abgedroschen das klingt), irgendwann geht das Leben ohne diesen Menschen weiter - und natürlich helfen andere liebe Menschen, die einander gegenseitig eine Stütze sind.
In unserer Familie ist es so, dass wir bei besonderen Anlässen, zB zu Weihnachten, Fotos der Verstorbenen im Zimmer aufstellen, damit sie "dabei sind". Ich finde das schön. Die ältere Generation geht auch oft am Friedhof. Da ist das Besuchen und Grab pflegen wohl eine Art, mit dem Verstorbenen in Kontakt zu bleiben. Das gibt mir persönlich aber überhaupt nichts, ich sehr dort nur Steine und Erde. Dafür denk ich immer an meinen Opa, wenn ein Stern besonders hell am Himmel leuchtet (persönliche Geschichte).
Ich denke manchmal daran, wie es sein wird, wenn meine Eltern mal nicht mehr da sind, oder meine Schwester (den Gedanken find ich fast noch ärger; dass die Eltern vor einem sterben ist "normal"). Ich weiß nicht, wie schlimm das für mich sein wird und wie ich damit umgehen werde. Ich weiß nur, dass dann ein ganz entscheidender Teil meines Lebens fehlen wird, der auch nicht ersetzbar ist. Wie gesagt, mein Leben und mein Alltag werden trotzdem weitergehen, ich werde es schön haben und lachen, aber sie werden mir immer fehlen.