Im Amerikanischen Wahlkampf spiele Prediger offenbar eine große Rolle. Eine Auswahl aus deren krausen Theorien: Hitler war ein gottesandter Jäger, Die katholische Kirche ist eine Hure und Katrina die Strafe für Schwule
http://www.orf.at/080523-25387/index.html"Hitler war ein Jäger"
"Ich glaube, ich muss seine Unterstützung jetzt ablehnen."Groß war vor einigen Wochen die Aufregung, als vom Prediger des US-Demokraten Barack Obama ein Zitat gefunden wurde, wonach der Rassismus in den USA mitschuldig am Terror des 11. September 2001 sei. Doch nun hat der Republikaner John McCain ein weit größeres Problem.
Vom texanischen TV-Prediger John Hagee, der McCain im Wahlkampf unterstützt, ist eine Predigt aufgetaucht, in der er den Nazi-Diktator Adolf Hitler als "gottgesandt" bezeichnet. Gott habe die Juden durch Hitler nach Israel zurückgeführt, so Hagee.
Hurrikan als Strafe für Homosexuelle
Auf die selbst gestellte Frage, wie Gott die Juden ins Gelobte Land zurückgebracht habe, sagte Hagee in der Predigt aus den späten 90er Jahren: "Die Antwort sind Fischer und Jäger. Ein Jäger ist jemand, der mit einer Waffe kommt und dich zwingt. Hitler war ein Jäger."
Der Holocaust sei passiert, weil es Gottes "oberste Priorität für das jüdische Volk war, es zurück ins Land Israels zu bringen", so Hagee. Die römisch-katholische Kirche nannte er "die große Hure" und einen "abwegigen Kult", den Hurrikan "Katrina" Gottes Strafe für Homosexuelle.
Zögerliche Distanzierung
Die Predigt über den "gottgesandten" Hitler war von Talk To Action, einer Gruppe kritischer Christen, im Internet veröffentlicht worden. Die anderen Äußerungen waren bereits bekannt. Dennoch distanzierte sich McCain erst jetzt von Hagee - und tat sich immer noch schwer dabei.
Die Äußerungen von Hagee seien "natürlich unentschuldbar", so McCain. Er habe jedoch nichts davon gewusst und, noch zögerlicher: "Ich glaube, ich muss seine Unterstützung jetzt ablehnen." Noch im April hatte McCain betont, wie froh er über Hagees Unterstützung sei.
Und noch ein Problem-Pastor
Auch damals waren Hagees Ansichten, etwa über "spirituell tote Juden", schon ein Thema. McCain meinte bei der Gelegenheit nur, er "verurteile Bemerkungen, die von irgendjemandem als anti-irgendwas angesehen werden". Und Hagee ist nicht der einzige Problem-Pastor.
Auch vom Prediger Rod Parsley musste sich McCain distanzieren. Parsley wurde etwa vom TV-Sender ABC mit den Worten zitiert, der Islam sei die "Religion des Antichristen", Mohammed das "Sprachrohr des Bösen", und der arabischen Welt liege die Gewalttätigkeit im Blut.
"Nie" oder "seit 20 Jahren nicht"?
Auch McCains Kommentare zu Parsley fielen bemerkenswert milde aus. Er glaube, "diese Art von Dialog" sei "in Amerika fehl am Platz", so McCain am Donnerstag. Zudem habe Parsley ja ihn unterstützt, er selbst aber umgekehrt in keiner Weise den Prediger aus dem Bundesstaat Ohio.
©Bild: AP/Gerald Herbert
"Ich war nie in der Kirche von Pastor Hagee oder in der Kirche von Pastor Parsley. Ich habe ihre Kirche seit 20 Jahren nicht besucht", widersprach sich McCain in einem Atemzug. Der letzte fotografisch dokumentierte gemeinsame Auftritt mit Hagee datiert vom 27. Februar