Autor Thema: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"  (Gelesen 1029 mal)

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Offline lara_ela

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Ich bin ja schon lange der Meinung, dass es Schwachsinn ist, sich immer auf die Mehrheit auszurichten. Die Mehrheit hat nicht automatisch recht, nur weil sie aus mehr Leuten besteht! Es ist eine Art der Entscheidungsfindung, aber nicht unbedingt und bedingungslos die richtige und einzige!

Wie, ich glaube es war plüschi, eingewandt hat: es stimmen diejenigen ab, die nicht betroffen sind. Zwar sind die Alten betroffen - durch den Zivildienst - aber auf der anderen Seite hat er schon recht. Und nun kommt hier der Beitrag:
http://derstandard.at/1358304473919/Nach-der-Volksbefragung-Junge-fuerchten-die-politische-Macht-der-Alten

haben die Alten zu viel Macht, weil sie einfach mehr sind? Ist es richtig zu ignorieren, dass die Mehrheit der unter 30jährigen für ein Berufsheer gestimmt haben?
Das ist mein Problem an zu viel direkter Demokratie: die Mehrheit hat eben nicht immer recht!
würden wir jetzt rausgehen und die Frage stellen:
Sind Sie für die Kürzung von Pensionszahlungen?
oder
Sind Sie für eine generelle Steuersenkung?
Ja, was wird da rauskommen? Nur, ist das dann die richtig Richtung für das Land?

wenn ich eine Umfrage in einem Betrieb mache, ob das Gehalt steigen soll, na was wird geantwortet werden? und dann wirds gemacht? nein! Der Chef (oder wer auch immer) kennt die Zahlen und es ist nicht notwendigerweise richtig, das zu tun, nur weils mehr Leute wollen.


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Offline wuschelengel

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Re: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"
« Antwort #1 am: 24-01-2013, 10:57:17 »
Wer Recht hat, ist aber auch immer eine Frage des Standpunktes.
Von mir eröffnete Themen haben immer mit mir und meinem Leben zu tun, außer das geht explizit aus diesem hervor.

Offline lara_ela

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Re: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"
« Antwort #2 am: 24-01-2013, 11:03:18 »
selbstverständlich! aber das ändert nichts daran, dass das nicht notwendigerweise die Mehrheit ist.

es kommt natürlich auf den Ansatz darauf an. Ich kann zum Beispiel ganz sozialdarwinistisch daher kommen, dass es mir egal ist, was aus den anderen Leuten wird, diese werden ja natürlich ausgesiebt. So gesehen kann ich immer auf die Mehrheit gehen, weil die Minderheit ausgesiebt wird.
Sobald ich aber auf mehr Leut schauen will, muss ich oft Minderheiten mitberücksichtigen. Und da gilt es natürlich auch in die Zukunft zu sehen.
Ich habe einen neuen Thread aufgemacht und es nicht zur wehrpflicht-Frage dazugehängt, weil ich nicht darauf hinauswollte, dass wir nochmal darüber diskutieren. Es geht nicht darum, ob nun die wehrpflicht richtig oder das Berufsheer richtig ist...

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Offline TheMechanix

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Re: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"
« Antwort #3 am: 24-01-2013, 12:02:58 »
Es is halt das Prinzip der Demokratie, daß alle abstimmen und dann der mit Mehrheit gewählte Vorschlag angenommen wird...daß DAS erstens nicht zum besten aller is, is genauso klar, wie daß es net immer die beste Lösung is...aber es gibt halt im gesamten a nichts besseres (es sei denn, man steht auf Diktaturen, wie's manche offensichtlich tun), wie Churchill so schön bemerkt hat...allerdings halt ich von direkter Demokratie in der Form (keine sinnvollen, durchdachten Lösungen haben, die dann auch noch ungenügend präsentieren und das bei einer so zentralen Frage wie der Wehrpflicht) nichts...und allgemein find ich das Prinzip, daß ich alle 5 Jahre meine Vertreter wähl, die dann die Entscheidungen treffen, ohnehin sinnvoller, als diese "man muss bei allem den Bürger beteiligen"-Haltung, die immer stärker wird...da kommt i.d.R. nichts raus, und wenn, dann is es meist irgendwas...aber so grundsätzlich find ich, daß ma, wenn ma scho a demokratische Abstimmung macht, dann net nachher hergehen sollt und mit "soll man diesen und jenen Stimmanteil ignorieren", weil entweder sind alle Stimmen gleichwertig, oder sie sind's nicht...im letzteren Fall könn ma uns dann aber sofort von Demokratie verabschieden...

Und mal abgesehen davon stimmt das mit "es haben nur die abgestimmt, die's nicht betrifft", auch gar nicht...die zukünftige Gestaltung der Landesverteidigung betrifft uns letztlich ALLE, genauso wie die zukünftige Gestaltung des Sozialwesens uns ALLE trifft, bzw. noch treffen wird...jeder hat das Recht, beispielsweise zu sagen "Ich will (nicht) von einem Berufsheer verteidigt werden", ob er jetzt 18 ist, oder 88...natürlich san jetzt 16jährige unmittelbar mehr betroffen als ich z.B., aber deswegen hab ich nicht weniger Recht, mei Stimme abzugeben...

Und daß jetzt versucht wird, Junge und Alte gegeneinander auszuspielen, empfind ich persönlich als Sauerei...erstens, wenn wenn die Jungen die Alten so fürchten, warum sans dann net hingegangen? Richtig, weil's eana wurscht war...selbst schuld, mit solchen Jungen hab ich ka Mitleid...zweitens san die Alten net so gierig und machtgeil, wie das in dem Artikel dargestellt wird, jo, in der hohen Politik kann i's net beurteilen, im Kleinen aber sehr wohl, und da is es meiner Erfahrung nach ganz anders...drittens fallt's ma jetz scho auf, daß die Medien laufend mit solchen Artikeln in der Bevölkerung Desolidarisierung erzeugen, ich frag mich, ob das Absicht oder nur Blödheit is...und viertens is es ja in etlichen Stammeskulturen so, daß die Ältesten die Entscheidungen treffen, also is net so, daß die Alten nur deppat und ahnungslos wären...mag sein, daß die Alten gegenüber den Jungen oft überheblicher rüberkommen, kann ich aber (bis zu an gewissen Grad natürlich nur) nachvollziehen, die ham oft einfach mehr (Lebens)erfahrung...und rein beruflich erleb ich immer wieder, daß Erfahrung wirklich unbezahlbar is...
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Offline lara_ela

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Re: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"
« Antwort #4 am: 24-01-2013, 12:19:17 »
ich finde nicht, dass die Alten gegen die Jungen ausgepielt weerden. Das ist eine Hineininterpretation - aber das ist nur meine Interpretation *g*, auch finde ich nicht, dass der Artikel oder auch Reaktionen darauf, irgendwie einen Unterton verbreiten, dass die Alten deppat und ahnungslos wären.
jeder hat das Recht irgendwas zu sagen (mal abgesehen von ein paar Gesetzen, die ein paar Sachen verbieten)...

Im Nachhinein kann man, da gebe ich dir recht, natürlich nicht sagen, dass man jetzt die Stimmen er alten ignorniert, weil sie alt sind. das wäre völliger Schwachsinn!
Ich glaube hierbei geht es auch vor allem um das von dir angesprochene Problem der direkten Demokratie.
Wenn ich mir jetzt eine Parlaments/NR Abstimmung ansehe, dann gibt es dort natürlich auch Mehrheiten, sonst käme ja nie irgendwas raus - eh klar. aber es ist dann nicht unbedingt die Meinung der Mehrheit der Bürger, muss aber gemacht werden. Ein großer Unterschied ist mE, dass die NR-Abgeordneten, zumindest die meisten - hoffentlich, die Information haben. In haufenweisen Sitzungen wird darüber diskutiert, dann wird abgestimmt. Die Bevölkerung ist nicht dafür zuständig die ganze Zeit zu investieren um sich (lückenlos) zu informieren um dann eine fundierte Entscheidung zu treffen.
und ich glaube, besonders in dieser Informationsfrage spießt es sich.

Bezüglich der Erfahrung und des Wissens der Alten: In den etlichen Stammeskulturen waren es die Ältesten (Ältestenrat, Weisenrat... etc), die etwas bestimmt haben bzw. um Rat gefragt wurden. das ist sicher richtig. Mit dem Unterschied, dass es nur wenige Menschen waren, weil die Pyramide anders ausgesehen hat. Man hat sich also die Weisheit als Anhaltspunkt herausgenommen - was in diesem Fall sogar das genaue Gegenteil einer Demokratie darstellt, weil es nicht die Mehrheit war. Es war eine Frage nach Erfahrung und Weisheit, wie du gesagt hast. in diesem Fall der westlichen Kulturen, geht es um die Mehrheit, nicht um Weisheit. Ich denke nicht, dass alte Menschen automatisch weise sind nur weil sie alt sind (genauso, wie sie nicht automatisch dumm und ahnungslos sind! das natürlich nicht).

gerade in unseren Demokratien ist es nicht so, dass sich immer nach der mehrheit gerichtet wird.
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Re: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"
« Antwort #5 am: 24-01-2013, 13:03:27 »
Man kann immer noch hoffen, dass die Alten von Morgen nicht konservative Scheuklappenpferde sind, die mit geräuschdichten Kopfhöhrerm durch ihr Leben leben und sich darauf rausreden, was sie alles in ihrer Jugend geleistet haben. Fortschritt, Verantwortung und zukunftsorientiertes Denken darf vor der Pension nicht Halt machen.
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Offline wuschelengel

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Re: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"
« Antwort #6 am: 24-01-2013, 18:52:51 »
Man kann immer noch hoffen, dass die Alten von Morgen nicht konservative Scheuklappenpferde sind, die mit geräuschdichten Kopfhöhrerm durch ihr Leben leben und sich darauf rausreden, was sie alles in ihrer Jugend geleistet haben. Fortschritt, Verantwortung und zukunftsorientiertes Denken darf vor der Pension nicht Halt machen.
Ist halt schwer. Offenbar tun sich verdammt viele Leute mit der Vergangenheit leichter, als mit der Gegenwart (oder gar der Zukunft von der man ja nie weiß, wie sie wird). Hier im Forum sind durchwegs Leute unterwegs, die ich als jung bezeichnen würd. Und dennoch ist auch hier ganz oft ein wörtliches oder mitschwingendes "früher wars besser" zu lesen. Wie soll man dann von Leuten 70+ erwarten, dass sie noch mit der Zeit gehen und der Gegenwart und neuen Entwicklungen positives abgewinnen können, wenn das nicht einmal Leute um die 30 schaffen?
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Re: Gerontokratie - oder die Frage "hat die Mehrheit immer recht?"
« Antwort #7 am: 24-01-2013, 19:10:12 »
Nun. Die Nachkriegswunder sind für unsere Generation nicht existent und sie ist ausserdem flexibler unterwegs. Das lässt hoffen. Natürlich war früher alles besser. Es gab die Pocken, geringere Lebenserwartung, die Sklaverei, Weltkriege, die Pest, den Ständestaat, Konzentrationslager, kein Stimmrecht für Frauen, kein Stimmrecht für irgendwen, 16-Stunden Arbeitstage... wer käme da nicht darauf, dass früher alles besser war *g*
 
Und wie man herauslesen kann: Wann und wer ist dieser "früher" überhaupt?
« Letzte Änderung: 24-01-2013, 19:14:36 von Avatar »
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