Autor Thema: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?  (Gelesen 1174 mal)

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Offline lara_ela

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gestern hab ich nur ganz kurz im ORF 2 so einen Bericht gesehen, da ging es um Juden, es war wohl in Wien. Ein junger Jude, der an der Uni studiert hat erzählt, er habe sich zu Beginn des Studiums mit einer Türkin und einer Mexikanerin angefreundet. Irgendwann kam die Türkin aufgebracht daher, weil sie sich über irgendwas aufgeregt hat, was gerade in der Türkei passierte und mit Israel und "scheiß Juden...!" er fragt sie "kennst du eigentlich irgendwelche Juden?" sie: "Nein, und ich will auch keine kennenlernen. Ich hasse sie. Ich hasse sie alle!" sagt er: "Ich bin Jude." und dann hat sie anscheinend einen Blick aufgesetzt, als würde sie ihn sofort erstechen wollen und ist abgehaut. Die beiden haben sich davor sehr gut verstanden. Und einfach nur der Satz "ich bin Jude" hat sie dazu gebracht, sich zu entfernen.
Ich fand das so schlimm und so arg, dass mir fast der Mund offen stehen geblieben ist.

Dann hab ich aber weiter überlegt: ich lern auf der Uni, in einem Kurs jemanden kennen und wir verstehen uns gut. wir können miteinander lernen und über den Prof schimpfen und wwi... und dann komm ich plötzlich drauf, dass er kompletter Nazi ist (bitte jetzt nicht schreiben, das hätt ich dann an der Glatze und den Springerstiefel schon erkannt...). einer, der nicht nur FPÖ wählt, sondern zB dem Winter-Gschropp auch noch recht gibt mit seiner Schafe-in-den-Stadtpark Aussage (zur Erinnerung: [...]als Sofortmaßnahme gegen muslimisch-türkische Vergewaltigungen eine Schaf-Herde im Stadtpark grasen lassen will.“ (unter der Überschrift „Lieber Sodomie als Vergewaltigungen“ über einen Vergewaltigungsfall in Graz))
Ich weiß nicht wirklich, ob ich mit so einer Person befreundet sein könnte.

aber andererseits ist das auch der totale Unterschied! Ich mein, nur einfach ein Jude zu sein, sagt ja prinzipiell noch nicht viel aus über die Praktizierung und weiteres Gedankengut über Verbrechen oder Nichtverbrechen der Israeli. Darüber könnte man ja mal reden... Vielleicht ist es die Radikalität - in allem - das einen dann überlegen lassen sollte, ob man befreundet sein will?
Andererseits, wenn man gedanklich gar nicht zusammen passt, würde sich die Freundschaft nicht sowieso irgendwann auflösen? Ich meine, man geht mit jemandem fort und der schreit plötzlich Scheiß Neger über die Straße...? das würd wohl nicht zampassen mit mir. darüber zu diskutieren, ob und welche Probleme es gibt mit Ausländern oder Inländern oder schwarzen, weißen, grünen, gelben, bunten,.... das schon. und da können wir wohl wahrscheinlich auch - bs zu einem gewissen Grad - unterschiedlicher Meinung sein.
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Offline Tinkerbell

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #1 am: 29-10-2013, 11:01:00 »
Ich glaube, da ich selbst einen ähnlichen Fall kenne, dass die Freundschaft sowieso enden wird, wenn jemand solche radikalen Einstellungen besitzt und man selbst diese nicht teilt. ;) Da muss man den Entschluss gar nicht knallhart fassen "Ich beende die Freundschaft, weil er/sie ist XY", ich denke, mit der Zeit entwickelt sich das sowieso in entgegengesetzte Richtungen.

Offline lara_ela

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #2 am: 29-10-2013, 11:27:06 »
ja genau so dachte ich mir das auch, also wenn man bei jedem Gespräch quasi streitet...
Aber ich hab ja auch eine muslimische Freundin. Ich habe vor einiger Zeit mal mit ihr recht intensiv darüber geredet. Das war sehr interessant. Ihr Bruder ist seeeehr religiös und da meinte sie, sie hat eigentlich noch nie so über Religion gesprochen, weil man das nicht tut. Man hinterfragt nicht, man redet nicht darüber, man macht. Und das fand ich schon sehr komisch.
Wenn jetzt jemand sagt "ich bin übrigens Jude" hm... ja, wenn er nicht anfängt sich als armes Opfer hinzustellen, ist mir das gleich und ich würds als Chance sehen, wie eben bei der Freundin, einen Einblick in eine andere Kultur zu erhalten.

und wegen dieser blöden Sendung hab ich heute von Weihnuka geträumt... pff... *lol*
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Offline Mariposa

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #3 am: 29-10-2013, 12:46:27 »
Ich könnte niemals mit einem Nazi befreundet sein - nie, auf keinen Fall!

Offline lara_ela

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #4 am: 29-10-2013, 12:48:30 »
du würdest ihn kennenlernen und es nicht wissen. wie würdest du die freundschaft beenden: "sorry, aber mit so jemandem will ich nichts zu tun haben"? Wo ziehst du die Grenze zwischen dir und der oben beschriebenen Türkin?
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Offline PlüschPanda

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #5 am: 29-10-2013, 13:00:20 »
Wenn jetzt jemand sagt "ich bin übrigens Jude" hm... ja, wenn er nicht anfängt sich als armes Opfer hinzustellen, ist mir das gleich

heast.
vorurteile undso...

wenn ichs mir so anschau, is der großteil meines freundeskreises politisch bzw. vorturteilstechnisch gemäßigt drauf...könnt dran liegen, dass ich mich gern mti halbwegs intelligenten leuten umgeb, die ihre jugendliche naïveté abglegt haben. und ich kenn auch einige leut, dies dir gern begründen, warum schafe im stadtpark gar ned mal so a deppade idee wären - man muss dafür ned mal rechts sein, um den status quo der männlichen pubertierenden im nahen osten aufzuzeigen. tierrechtlich wärs halt sowas von überhaupt ned in ordnung.

Zitat
Und einfach nur der Satz "ich bin Jude" hat sie dazu gebracht, sich zu entfernen.
angesichts ihrer geistigen reife: wie praktisch!

Zitat
Ich meine, man geht mit jemandem fort und der schreit plötzlich Scheiß Neger über die Straße...?
des problem dabei is aber ned der nazi-aspekt, sondern der freizügige umgang mit der meinungsfreiheit, sprich s (tagsüber peinliche, nachts risikofreudige) vollmongoverhalten. wennst mit wem unterwegs bist, der beim anblick von a paar skins glei "scheiß nazis/nazis raus" schreit, is a gnackwatschn genauso gerechtfertigt.
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Offline lara_ela

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #6 am: 29-10-2013, 13:06:02 »
ja, mir war eh wurscht, in welche Richtung... also eigentlich alle Extreme...

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Offline PlüschPanda

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #7 am: 29-10-2013, 13:06:36 »
du würdest ihn kennenlernen und es nicht wissen. wie würdest du die freundschaft beenden: "sorry, aber mit so jemandem will ich nichts zu tun haben"? Wo ziehst du die Grenze zwischen dir und der oben beschriebenen Türkin?
bei der frage, wo die freundschaft aufhört, stellt sich aber auch die gegenfrage: wo sie anfängt. i weiß ja ned wie des bei dir is, aber ich red mit meine leut ned nur über uni und scheißprofs, sondern ah übers tagesgeschehen und überhaupt gott und die welt - und dabei selektiert man eh mehr oder weniger bewusst die vollpfosten aus.
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Offline TheMechanix

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #8 am: 29-10-2013, 13:35:48 »
Also ich hab im Freundeskreis keine radikalen Koffer...wozu auch, Radikalität find ich zum Kotzen, wurscht ob rechts oder links...ich bin scho vo Menschen angepöbelt worden, weil ich's gewagt hab, zu sagen, net jeder in der FPÖ is a Nazi... ::) - Solche Trotteln brauch i genauso net, wie Menschen, die mir erklären, dass in kan Konzentrationslager wer umbracht wordn is (is ma ja a scho untergekommen)...

Ich hab im Bekanntenkreis verschiedenste Leut, von rechts bis links, manche ham sehr konträre politische Ansichten, andere san genau auf meiner Welle, aber ma kann mit allen drüber diskutieren und si bei einigen Sachen a in der Mitte treffen...aber mit Extremen fang i wie gesagt nix an, egal ob links oder rechts...und meistens widert's mich an, wie ungleich das oft gesehen wird, tät ma am 1. Mai am Ring mit an Hitler-Transparent aufmarschieren, würd ma recht flott festgenommen werden, macht ma des gleiche mit einer Stalin-Fahne interessiert's ka Sau, dabei war der Dschughaschwili exakt das gleiche Kaliber...
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Offline FranzXapherPopokatepetl

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Re: "da hört sich die Freundschaft auf"? oder vorurteilsfrei?
« Antwort #9 am: 29-10-2013, 13:36:14 »
Ich hab nen super Imbiss um die Ecke da gibt's richtig gute Curry Wurst. Und zwar nur Puten-Wurst weil der Inhaber nu mal Türke und überzeugter Muslim ist. Hab mich mit ihm schon öfters Unterhalten weil er eigentlich immer höflich ist und ich inzwischen fast Stammkunde bin. Er nimmt auch nur Fleisch wo er weiß, dass es Halal ist und er geht zu den festen Gebetszeiten in den Pausenraum gegen Mekka beten. Ein guter Muslim also und wie ich dachte "en janz dufte Kerl". Aber auf die Frage ob er auch "deutsche" Freunde hat hat er immer nur mit den Schultern gezuckt, bis er mir mal verraten hat, dass er die meisten Deutschen eigentlich nur widerlich und unkultiviert findet, und dass er am Wochenende zehn mal lieber in eine Moschee geht als mit unreinen Schweinefressern irgendwo abzuhängen. Dat fand ich dann schon derb. Aber ich denk mal, wenn man fest in einem Glauben aufwächst ist das 'ne andere Sache. Die Trennung zwischen Staat und Religion ist in islamischen Ländern ja noch immer ein Thema. In Europa ist das Kapitel schon abgehakt...
 
Mir selber ist dat Jacke wie Hose. Ein Arschloch bleibt ein Arschloch egal ob es Muslim, Marxist oder Heino-Fan ist. Und andersrum würd ich 'nen Kumpel nicht wegschicken nur weil er ein veganer satanisten Nazi ist.
« Letzte Änderung: 29-10-2013, 13:46:26 von FranzXapherPopokatepetl »
Eloí, Eloí, lemá sabachtháni...wir werden in die Welt gevögelt und können nicht fliegen...

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