-
Plastic Planet
von
am 04 Dez, 2010 09:00
-
Wer hat den Film denn gesehen? Ich bin gestern endlich dazugekommen. Der Film erzählt nicht viel neues (wissenschaftlich absolut auf keinem hohen Niveau), aber er regt zum Nachdenken an. Es ist ja wirklich unglaublich, wo Kunststoffe im täglichen Leben überall zum Einsatz kommen und wie wenig wir letztendlich darüber wissen. Mittlerweile kaufen wir ja sogar Lebensmittel (Fleisch, Wurst, Käse etc.) abgepackt in diversen Kunststoffen, über deren Zusammensetzung der Konsument nicht im geringsten aufgeklärt wird. Am allerärgsten fand ich, dass es egal zu sein scheint, wo im Ozean man das Wasser untersucht - überall wird sich Plastik in kleineren oder größeren Mengen anfinden lassen. Die bereits bekannten Folgen sind auch nicht ohne: Fische verenden, weil sie das Plastik mit Plankton verwechseln, junge Vögel verrecken, weil sie von den Eltern mit Plastik gefüttert werden, Fische werden intersexuell, weil gewisse Zusatzstoffe im Plastik wie Östrogen wirken etc... Auch arg ist, dass selbst bei den abgeschiedensten Naturvölkern Plastik im Blut nachgewiesen werden konnte! In unseren Breiten ist der Anteil schon so hoch, dass es entweder zu Unfruchtbarkeit oder Beeinträchtigungen beim Nachwuchs sorgen kann (wobei das weibliche Geschlecht besonders betroffen ist). Die estrogene Wirkung wird auch verdächtigt, dafür verantwortlich zu sein, dass das Verhältnis Buben : Mädchen immer mehr aus dem Gleichgewicht gerät. Und auch wenn die Kunststoffe in Kinderspielzeugen mittlerweile *vielleicht* hochwertiger und unbedenklicher geworden sind, war das zu meiner Kindheit ganz und gar nicht so - da wusste man ja noch viel weniger über Plastik. Ich kann mich noch genau erinnern, wie weich und sonderbar riechend manch Spielzeug war. Und was ich davon alles abgeleckt etc. hab, will ich gar nicht mehr wissen! Eine Lappalie immerhin zur Situation der Kinder in 3.-Welt-Ländern, die sich als Plastik-klaubende Ragpickers über Wasser halten müssen... :-/ Wenn man dann so drüber nachdenkt, wie man Plastik im täglichen Leben vermeiden könnte, kommt man wohl unweigerlich zum Schluss dass es de facto einfach unmöglich ist! Dass man sich von der Kunststoffindustrie keinen seriösen Beitrag erwarten kann und auch bzw. gerade hier eine mafiöse Lobby dahintersteht, bedarf keiner Erwähnung.
-
#1
von
Charisma
am 04 Dez, 2010 09:54
-
Ich hab den Film nicht gesehen, aber einen Artikel darüber gelesen. Würd ihn gern mal sehen.
Ich hab neulich irgendwo im TV was gesehen, da hat eine Familie einen Tag ohne Plastik gelebt und echt alles, was nicht niet- und nagelfest und aus Plastik war, aus dem Haus verbannt. Das waren sooooooooooo viele Sachen! Man denkt ja gar ned drüber nach, was alles aus Plastik ist. Ich sitz grad im Wohnzimmer, tippe auf einem Plastik-Laptop, neben mir die Fernbedienung, vor mir das Handy, neben mir der Hund mit Nylon-Halsband, neben mir eine Fleecedecke, unter mir Kabel und Ladegeräte, Musik kommt ausm Plastik-Fernsehgerät, vor mir ein Sackerl und Chipssackerl... Das is ja total irre!!! Wenn ich alles nicht mehr benutzen würd, was aus Plastik is, Holla die Waldfee. Könnt ich gleich das Auto stehen lassen, das is innen auch voll damit...
Das stimmt, als wir Kinder waren, haben wir das voll abgekriegt. Wenn ich an meine vielen Barbies und Puppen denke, ich glaub nicht, dass die in den 80ern weichmacherfrei waren... Aber wie du sagst: Wie können wir es ändern? Wir sind ja zum Glück nicht so drauf wie die Leut in den USA, wo tw. das normale Geschirr im Haushalt aus Plastik ist (was ich grindigst find) und wo man in jedem Hotel zum Frühstück von Styroportellern mit Plastikbesteck isst, aber wir sind auch keine Unschuldslämmer! Wir haben vor geraumer Zeit einen Soda Club gekauft, der selbst zwar auch aus Plastik ist, aber so sparen wir uns das Plastik der Getränkeflaschen. Vielleicht steig ma auch auf den Glas-Sodaclub um, wie meine Eltern und meine Schwester. Wär ned schlecht, wenn ich's mir recht überleg. Inzwischen is es ja sehr schwer zu sagen, ich kauf nurmehr Getränke in Flaschen. Milch in Glasflaschen hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen, ebenso kein Joghurt, kein Cola, nicht mal das hohe C is noch in Glas. Einfach verrückt... Und schwer bedenklich für uns alle!
-
#2
von
FranzXapherPopokatepetl
am 20 Jun, 2017 15:40
-
Wichtiges Thema. Leider komplett schwierig von unten herauf zu lösen. "Bottom up" klappt hier definitiv nicht. Auch wenn jeder einzelne nur einen kleinen Beitrag leistet hilft das zwar, aber hier muss großflächig angegriffen werden und der Staat mittels Verboten, Strafzöllen etc. beeinflussen. Vielleicht ähnlich wie beim RAPEX-Verfahren wo auch Vertreiber in die Pflicht genommen werden. Fakt ist, dass die Kunststoffindustrie riesig und mächtig ist. BASF in Ludwigshafen alleine ist ne Kleinstadt. Und wenn ma nicht die Naphta-Cracker streiken oder Förderleitungen explodieren schleudern die Unmengen an Kunstoff-Rohstoffen, Zusatzstoffe etc. raus. Und wenn ma en Grüner kommt und sacht "Dich dreh ich zu, du Drecksbude" dann hängt der so schnell am nächsten Baum, kannste nich kucken. Da hängt ne ganze Region am Geldhahn drann. Und bei DOW sieht es nicht viel anderster aus. Da is schön dass Otto Normalbürger sein Scheißdreck trennt und Flaschenpfand zahlt, aber die Welt rettet das nicht.
|